„Wohnraum wird immer knapper“ – diese Schlagzeile kennen wir längst nicht mehr nur aus Ballungsgebieten wie Berlin oder München. Auch Nürnberg steht vor der großen Wohnraum-Herausforderung. Schließlich steigen die Einwohnerzahlen kontinuierlich an und mit der neuen Uni wird die Nachfrage nicht weniger. Ganz im Gegenteil. Ein Lösungsansatz ist, ungenutzte oder brachliegende Flächen zum Wohnen, Arbeiten und Leben umzugestalten. Wir stellen Ihnen einige dieser Neubauprojekte in Nürnberg vor.
- Kurz-Überblick: Bauprojekte in Nürnberg
- Urbanes Wohnen: AEG-Nordareal
- Umbau eines Riesens: „The Q“
- Neuer Technologie-und Digital-Hub: Kohlenhof
- Neuer Stadtteilplatz: Neue Mitte Thon
- Neuer Stadtteil: Lichtenreuth
- Fokus auf Familien: Tiefes Feld
- Naherholung und Wohnung: Stadtquartier Wetzendorf
- Neue Mietwohnungen: Stadtquartier Branntweinareal
- Naturnah wohnen: Luitpoldviertel
- Der gemeinsame Nenner: Wohnen mit Umfeld
Kurz-Überblick: Bauprojekte in Nürnberg
Urbanes Wohnen: AEG-Nordareal
Erst Blechspielzeuge, später Waschmaschinen und Haushaltsgeräte von AEG – bis 2007 war das Gelände zwischen Muggenhofer Straße und Pegnitzauen eine große Produktionsstätte. Nach der Werksschließung übernahm die MIB AG das Gesamtgelände. Das Süd-Areal mit den ehemaligen Verwaltungs- und Produktionsgebäuden wurde zugunsten von Parkflächen teilweise abgebrochen. Ein Großteil aber wurde von der MIB AG aufwändig saniert und zu Büro- und Laborflächen umgestaltet. Heute befinden sich hier u.a. die Deutschlandzentrale von Elektrolux, Siemens und der Energie Campus Nürnberg, eine interdisziplinäre Forschungseinrichtung zu der u.a. die Fraunhofer-Gesellschaft gehört. Auch viele Kunst- und Kulturschaffende haben sich auf dem Gelände niedergelassen.
Die bisherige Erfolgsgeschichte des AEG-Geländes wird auch auf dem Nord-Areal fortgesetzt: Auf 8,6 ha soll ein urbanes Wohngebiet entstehen mit einer Mischung aus Wohnen, Gewerbe, Bildung und Kultur. Ein wichtiger Baustein wird der neue Technologiecampus der TH Nürnberg sein.
Mehr zur Erfolgsgeschichte von „Auf AEG“
Umbau eines Riesens: „The Q“
Das ehemalige Quelle-Versandzentrum zwischen Frankenschnellweg und Fürther Straße ist mit seinen ca. 10,9 ha die aktuell zweitgrößte leerstehende Gewerbeimmobilie Deutschlands. Die Nummer 1 ist der ehemalige Berliner Flughafen Tempelhof.
Das unter Denkmalschutz stehende Quelle-Gebäude wird als „The Q“ zum Wohnen, Arbeiten und Leben umgebaut. Ankermieter für den gewerblichen Anteil des Bauprojekts wird die Stadt Nürnberg sein. So werden u.a. Abteilungen des Amts für Kinder, Jugendliche und Familien sowie das Amt für Migration und Integration hier untergebracht.
Baubeginn für „The Q“ war im Frühjahr 2021. Für einen kurzen Schockmoment sorgte der im September 2023 verhängte Baustopp für „The Q“. Grund war die Insolvenzmeldung des Projektentwicklers, der Gerchgroup AG. Doch schon im Oktober 2023 wurden die Bauarbeiten unter neuem Investor fortgesetzt.
Ein Bauteil von „The Q“ wird von unserem Neubaupartner, dem Bayerischen Immobilien Kontor GmbH (BAYIKO), revitalisiert. Auf dem Grundstück an der Ecke zwischen Wandererstraße und Adam-Klein-Straße will das BAYIKO vor allem Wohnraum realisieren. Geplant sind ca. 385 Wohnungen mit 1 bis 4 Zimmern.
Mehr zum Projekt „The Q“ des BAYIKO

Neuer Technologie-und Digital-Hub: Kohlenhof
Auf dem Gelände des ehemaligen Haupt-Güterbahnhofs im Stadtteil Tafelhof, oberhalb vom Steinbühler Tunnel, hat sich viel getan. Nach der Stilllegung des Bahnhofs 1999, startete ein Jahr später Aurelis Real Estate mit der Neuentwicklung des Geländes. Das Besondere: Jedes der geplanten Gebäude erhält sein ganz individuelles Gesicht – immer im Hinblick auf die Historie des Geländes. Den Anfang machte der 2019 neu erbaute Hauptsitz der GfK, der Gesellschaft für Konsumforschung. Anschließend wurde die ehemalige Hauptverwaltung des Güterbahnhofs modernisiert und unter dem Namen „Kohlektiv“ in Büros umgewandelt. In 2024 ist mit dem „Güterwerk“ ein weiterer Büro-Neubau hinzukommen. Zu den Mietern gehört u.a. das Pharmaunternehmen Novartis. Der herausragende Punkt auf dem Kohlenhofareal und Abschlussprojekt ist der „IKON“ soll ein Büroturm mit 17 Geschossen in außergewöhnlicher Architektur werden. Aktuell liegt das Projekt aber auf Eis. Das Gesamtkonzept sieht zudem eine neue Straßenführung und viele Grünflächen vor.
Mehr zum Büro-Quartier Kohlenhof
Gegenüber der Büro-Neubauten errichtete das Bayerische Immobilienkontor (BAYIKO) außerdem neue Eigentumswohnungen. In den beiden Neubaubauprojekten Schanzäcker52 (BJ 2023) und Kohlenhof60 sowie im Sanierungsprojekt Leonhard29 (jeweils BJ 2025) entstanden insgesamt 131 Wohneinheiten.
Neuer Stadtteilplatz: Neue Mitte Thon
Wer häufig mit der Linie 4 in Richtung Thon unterwegs war, kennt sie noch: die Straßenbahnwendeschleife mit dem kleinen Brez‘n-Stand. Mit der Straßenbahnverlängerung in Richtung Norden verlor der Platz viele Jahre an Bedeutung. Das wird sich mit dem neuen Stadtteilplatz „Neue Mitte Thon“ ändern. Auf dem insgesamt ca. 5,9 ha großen Areal entsteht ein Kombination aus Büros, Nahversorgung, Gastronomie und öffentlichen Plätzen. Die Fertigstellung ist für 2025 geplant.
Den Auftakt für die Umgestaltung läutete der Büro-Turm „The One“ ein. Er markiert an der Ecke Erlanger Straße/Forchheimer Straße quasi den Eingang des Stadtteilplatzes. Die Planung für den Büro-Riesen stammt vom Düsseldorfer Architekturbüro RKW Architektur +, die sich mit ihrem Entwurf in einem Architekturwettbewerb durchsetzen konnten.
Der 12-geschossige Bau besticht neben der Glaselement-Fassade vor allem durch die Arkadenbögen aus Sandstein. Die übergeordnete Idee für das Erdgeschoss („Thon Plaza“) ist ein lebendiger Marktplatz mit Gastro und Einkaufsmöglichkeiten. Im Erdgeschoss hat sich z.B. die italienische Restaurantkette L’Osteria eingemietet und als erster Mieter im Mai 2025 seine Türen geöffnet.
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Neuer Stadtteil: Lichtenreuth
Auf dem ca. 90 ha großen Areal des ehemaligen Güterbahnhofs Brunecker Straße entsteht unter Federführung der Aurelis Real Estate der komplett neue Stadtteil “Lichtenreuth“. Das Gesamtprojekt ist in unterschiedliche Module unterteilt, die nach und nach realisiert werden. Im 1. Modul wird u.a. Wohnraum für bis zu 6.000 Menschen, ein Stadtteilpark (bereits eröffnet), Kitas und eine Schule gebaut. Zudem errichtet hier der Freistaat Bayern den Campus der neuen TU Nürnberg. Im Oktober 2024 wurde mit „Cube One“ das erste Gebäude auf dem Uni-Campus eröffnet. Angebunden ist der neue Stadtteil über die U-Bahn-Linie 1 (Station Hasenbuck) und die Verlängerung der Tram-Linie 7, die wahrscheinlich Ende 2028 in Betrieb genommen werden kann.
Mehr Einblicke ins Quartier Lichtenreuth
Baufortschritt der Technische Universität Nürnberg (UTN)
Neubauprojekt conONE – ca. 8 Min. von der neuen Uni entfernt
Fokus auf Familien: Tiefes Feld
Das nächste Großprojekt führt uns in den Südwesten Nürnbergs: Zwischen Main-Donau-Kanal, Südwesttangente und Bahnlinie entsteht das neue Stadtquartier „Tiefes Feld“. Neben knapp über 2.000 Wohnungen sind für das 68 ha große Gebiet Schulen, Kitas, Sport- und Freizeitanlagen vorgesehen. Auch ein großer Landschaftspark ist in Planung. Ab 2030 sollen die ersten Bewohner einziehen können. Angebunden wird das „Tiefe Feld“ übrigens über die neue U-Bahn-Station Kleinreuth (vrs. Eröffnung 2026). Sie ist dann die schnelle Verbindung in die Innenstadt.
Naherholung und Wohnung: Stadtquartier Wetzendorf
Auf dem bislang eher landwirtschaftlich genutzten, ca. 31 ha großen Areal zwischen zwischen Parlerstraße und Schleswiger Straße im Nürnberger Nordwesten sollen etwa 1.500 Wohnungen (darunter auch geförderter Wohnungsbau) für rund 2.800 Menschen entstehen, ergänzt durch eine Kita, ein Kinder- und Jugendhaus sowie einen Nahversorger – alles zentral gelegen und fußläufig erreichbar.
Besonderes Herzstück ist der 10 Hektar große Wetzendorfer Stadtpark, der neben dem Marienbergpark und dem Pegnitzgrund mit Spiel- und Sportflächen, naturnahen Wegen und Gewässerzonen einen weiteren wichtigen Ort zur Naherholung bietet. Das Quartier folgt dem „Schwammstadt“-Konzept: Hierbei wird Regenwasser aufgefangen, gespeichert und langsam versickert. Das versorgt die Bäume optimal mit Wasser, entlastet die Kanäle und sorgt durch die Verdunstung bei heißen Temperaturen für Abkühlung.
Das Projekt schafft dringend benötigten Wohnraum, bietet moderne Infrastruktur und wertet den Norden der Stadt mit einer großen, ökologisch gestalteten Erholungsfläche auf – ein städtebaulicher Gewinn für Lebensqualität, Klima und Natur. Noch müssen die geplanten Bauarbeiten allerdings Warten: Nach der Ausgrabung von archäologischen Fundstücken ist mit einem Baubeginn nicht vor 2029 zu rechnen.
Neue Mietwohnungen: Stadtquartier Branntweinareal
Auf dem ehemaligen Branntweinareal in St. Jobst, im Nürnberger Osten, sind auf rund 2,5 Hektar etwa 400 Wohnungen entstanden, darunter viele geförderte Einheiten. Ergänzt wird das Quartier durch eine Kita, Einzelhandel und Gastronomie. Das historische Verwaltungsgebäude bleibt erhalten und soll in Zukunft kulturell genutzt werden – wann die Revitalisierung startet, ist aber noch ungewiss. Auch die ursprünglich geplanten Wohngebäude entlang der Bahnlinie werden aus Kostengründen vorerst nicht realisiert.
Was jedoch nebenan entsteht, sind weitere 56 Mietwohnungen. Die 2- und 4-Zimmer-Wohnungen verteilen sich auf zwei Gebäude, die über eine Tiefgarage und einen gemeinsamen Innenhof miteinander verbunden sind. Im Erdgeschoss ziehen eine ALDI-Filiale und ein Bäcker ein. Mit der Vermietung der Neubauwohnungen wurde ImmoNürnberg beauftragt.
Hier geht’s zu den freien Mietwohnungen in „St. Jobst Living 164“
Naturnah wohnen: Luitpoldviertel
Ganz in der Nähe vom Luitpoldhain ist auf dem ca. 2,8 ha großen, ehemaligen Autohaus-Areal ein neues Wohnviertel mit Gastro, Einzelhandel, Kita uvm. Schwerpunkt des Konzepts sind die unterschiedlichen Wohnformen, u.a. mit Senioren-Wohnungen und Micro-Apartments. Die Baumaßnahmen starteten in 2021. Mehrere Bauabschnitte wurden bereits fertiggestellt und die ersten Bewohner sind bereits in den farbenfrohen Neubau eingezogen. Und das wird noch nicht alles gewesen sein: Ein Teil des Grundstücks wurde an einen Investor verkauft, der darauf 400 möblierte Apartments umsetzen will.

Der gemeinsame Nenner: Wohnen mit Umfeld
Heute und in Zukunft bedeutet Wohnen nicht einfach nur vier Wände und ein Dach. Es bedeutet, in einem ansprechenden Umfeld zu leben mit ÖPNV-Anbindung, Grünanlagen, Nahversorgung, Sport- und Freizeitmöglichkeiten. Vor allem in den neuen Stadtquartieren Lichtenreuth und Tiefes Feld, in denen Wohnraum für tausende Menschen entsteht, wird dieses Konzept umgesetzt.
Kurzum: Es tut sich was in Nürnberg und die nächsten 5 Jahre dürfte sich das Stadtbild noch einmal gewaltig verändern.
